Carola Rackete gibt EU-Mandat zurück: Innendienst beendet
Uwe Sattler kommentiert den Rückzug der Aktivistin und Seenotretterin Carola Rackete aus dem EU-Parlament

Ganz ehrlich: Kaum jemand hat geglaubt, dass die Ex-Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete, die im Mai vergangenen Jahres auf dem Linke-Ticket ins Europaparlament eingezogen ist, dort auf der richtigen Brücke war. Dass sie hartleibige Dokumente studiert, Amendments ausarbeitet, Plenarreden mit Drei-Minuten-Vorgabe hält. Und nebenbei: Sie selbst hatte wohl ebenfalls mit der „klassischen“ Parlamentsarbeit gehadert und im Wahlkampf immer wieder ihre Erdung in den außerparlamentarischen Bewegungen betont.
Dass sie, die Aktivistin, für eine Partei, eben Die Linke, kandidierte, war trotzdem ein starkes Signal: In die nationale und europäische Politik, dass die Linkspartei die Themen Flucht und Migration noch stärker in die Parlamente einbringen wird. In die sozialen Bewegungen, dass sie mit der parlamentarischen Linken starke Partner hat. In die breite Öffentlichkeit, dass fortschrittliche Politik nicht nur Domäne von Parteien ist.
Natürlich: Racketes Engagement zur Rettung von Geflüchteten verdient höchste Anerkennung. Sie hat der Politik der deutschen Linkspartei in der Migrationspolitik ein – bekanntes – Gesicht gegeben. Allerdings wurde sie damit auch in eine Rolle eine Galionsfigur gerückt, in der sie sich selbst gar nicht sah. Die Themen der studierten Naturschutzökologin waren eben Naturschutz und Ökologie und damit verbundene Aspekte – wie die dringend benötigte Reform der EU-Agrarpolitik. Diese Arbeit allerdings war eher sachlich und ruhig; die breite Öffentlichkeit zumindest in Deutschland nahm davon kaum Notiz. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich Carola Rackete diesen Aufgaben weiter widmen, sicher auf den Brücken echter Schiffe.
Ihr Nachrücker Martin Günther wird zumindest teilweise Racketes Themen übernehmen. Genug Erfahrung bringt der Brandenburger dafür mit: Seit Jahren ist er europapolitisch unterwegs und hat insbesondere eine Verknüpfung der „großen“ EU-Politik mit den Kommunen im Auge. Zudem ist er aktiv in der Partei der Europäischen Linken (EL), einem „Dachverband“ linker Parteien in Europa – die sich übrigens gerade auch neu aufstellt.
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